Thursday, September 24, 2009

Latino Chassids


CNN erzaehlt die Geschichte von Marco und Jacqueline, zwei Latinos, die -- nachdem sie vermuten, dass sie Nachkommen von Anusim (oder, um den nicht ganz politisch korrekten, jedoch allgemein bekannteren Terminus zu benutzen "Marranos") sind -- zum orthodoxen Judentum konvertierten und heute in Crown Heights leben.
Eine nette Geschichte, die Ihr hier nachlesen koennt, und in einen weiteren Kontext ueber die komplexe Identitaet von Amerika steht (oder hier, Latinos in den USA).

UNglaublich


Die Gegend um die UN ist momentan im Ausnahmezustand. Ja, die General Assembly trifft zusammen, und da Staatsoberhaeupter aus aller Welt hier sind, ist auch auch Polizeiaufgebot sondergleichen hier. Wenn man, wie ich, mit dem Fahrrad in die Stadt faehrt, hat das aber auch ein paar Vorteile: Keine rasenden Taxifahrer, teilweise fuer Autos abgesperrte Strassen, rote Ampeln, die man umgehen kann.
Obama sprach gestern, und er sprach auch den Nahostkonflikt an (siehe oben). Auch wenn er nicht viel sagte, so fand seine Rede grossen Zuspruch.
Lybiens Praesident Muammar Qaddafi sprach auch, jedoch hielt er sich nicht an das 15 Minuten Limit und sprach gleich fuer 96 Minuten. Fuer viele, der Tiefpunkt der UN Geschichte, andere Namen es mit Humor.
Humor zeigte auch meine Freundin Ramona, als sie in Hagalil vorschlug, man solle doch Schuhe werfen wenn solche Vollidioten wie Irans Ahmadineschad ihre Verschwoerungstheorien ungehindert praesentieren koennen.
Das Problem der UN, und das ist lange bekannt, ist, dass es sich um eine demokratische Struktur handelt, die von einer Mehrheit undemokratischer Mitglieder dominiert wird. Jeffrey Robbins, der US Delegierte der UN Menschenrechtskommission waehrend der Clinton Regierung hat hierueber juengst im Boston Globe geschrieben.
Doch wahrscheinlich ist die Alternative, kein Forum zu haben, schlechter als die Realitaet eines zu haben, das nicht sehr gut funktioniert. Oder was meint ihr?

Wednesday, September 23, 2009

Zehn Tage - Zehn Fragen


Die Zeit zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur betraegt zehn Tage. In dieser Zeit wird darueber entschieden, ob man in das Buch des Lebens eingetragen wird oder nicht. Es ist die Zeit der Selbstreflektion.
Ein neues Projekt hilft nun dabei, die Zeit auch optimal zu nutzen. 10Q wurde von Reboot erstellt, einer Organisation, die sich um juedische Innovation dreht. Die Idee ist einfach. Jeden Tag bekommt man eine Frage gestellt, die man beantworten kann (oder auch nicht), und im darauf folgenden Jahr werden einem die Antworten zugeschickt.
Eine interessante und kreative Idee, die sogar auf dem Time Square praesentiert wird und ihren Weg auch in die New York Times gefunden hat.

Thursday, September 17, 2009

Rosch Haschana 5770


Es ist soweit. Morgen ist Erew Rosch Haschana und dann befinden wir uns im Jahr 5770, zumindest nach der juedischen Zeitrechnung. Und wie jedes Jahr bekomme ich auch dieses viele elektronische Postkarten. Eine Bekannte von mir hat mir einen Link zu antiken Rosch Haschana Karten geschickt, den ich mag, da ich hier gleichzeitig meine Jiddischkenntnisse testen kann (die hier abgebildete Postkarte stammt jedoch nicht aus der Sammlung).
Auch wenn Rosch Haschana in nichtjuedischen Kreisen gern als das juedische Neujahr bezeichnet wird, so muss ich hier jedoch erklaeren, dass das alles ein wenig komplizierter ist. Denn Tischrei, der Monat, der mit Rosch Haschana markiert wird, ist nicht der erste Monat des juedischen Kalendars, sondern der siebte.
Ihr kennt die alte Geschichte von zwei Juden und drei Meinungen, und so aehnlich sieht's auch mit dem Hebraeischen Kalendar aus, der mehrfach das neue Jahr markiert. Da ist beispielsweise der 1. Nissan, der erste Monat, der traditionell die Jahre der Koenigsherrschaft markiert. (Ob britische Juden dies noch beachten? Die Mehrheit ist jedoch ohne Royal Family und daher ist das eher eine biblische Tradition.) Der erste Elul hat mit dem Alter von Tieren zu tun (ebenfalls komplizierte Geschichte).
Der siebte Monat hat jedoch einen besonderen Stellenwert, da Gott ihn als Schabbat fuer die Seele bezeichnet.
Tablet hat einen guten Beitrag zu Rosch Haschana gehabt, sozusagen Juedisches Neujahr fuer Anfaenger.
Fuer Anhaenger der Chabadbewegung ist das Jahr 5770 aufgrund der Gematria (juedisch-mystischen Zahlenspielen) noch etwas besonderes (darueber schreibe ich vielleicht ein anderes Mal), und einige glauben sogar, der Messias kommt (wieder), zumindest der Messias, der den Nachnamen Schneerson hat.
Andere Chassiden haben Probleme mit Nuessen. Eine Freundin von mir beklagte sich, dass ihr jemand Nuesse zu Rosch Haschana schenkte, da das hebraeische Wort fuer Nuss den gleichen Zahlenwert wie das hebraeische Wort fuer Suende hat. Das gehoert sich in Satmarkreisen ueberhaupt nicht!
Gematria hin oder her, ich wuensche Euch allen einen guten Rutsch (ja, der Ausdruck kommt von Rosch Haschana) und bis in 5770.

Monday, September 14, 2009

Chabad Telethon


Gestern flippte ich durch das Fernsehprogramm und sah tanzende Chassiden. Was war denn das? Zurueck im Programm und ich war beim Chabad Telethon.
Ein Telethon ist ein Fundraising Marathon im Fernsehen (Television, daher, Tele-Thon), und dieser sehr amerikanische Ereignis wird jedes Jahr vor den hohen Feiertagen von Chabad in LA (wo auch sonst) durchgefuehrt.
Man bittet um kleine und grosse Spenden. Jeder Dollar hilft. Und dazu gibt es manchmal noch nette Geschenke. ("Wenn Sie 1,000 Dollar spenden, bekommen sie diesen exklusiven Rucksack mit dem tanzenden Rabbiner Logo.")
Alles erinnert ein wenig an den Shopping Kanal, aber es funktioniert. Letztes Jahr wurden ueber 8 Millionen Dollar gespendet, die Resultate von gestern sind noch nicht bekannt. Und die Spender sind nicht, ebenso wenig wie die Gaeste, ausschliesslich juedisch. Von Basketballstars bis hin zu Hollywoodsternchen finden sich illustre Gaeste auf diesen sehr, sehr amerikanischen Event.
Und das ist vielleicht das Faszinierendste, dass tanzende Chassiden eben Teil des ganz amerikanischen Lebens sind. L'chaim, to life! (So auch der Name der Telethon Website: www.tolife.com.)

Thursday, September 10, 2009

Mayer July bekommt ein zweites Leben


Vor ein paar Wochen war ich im Jewish Museum, um mir die Ausstellung "They Called Me Mayer July" anzusehen. Die Ausstellung umfasst Bilder des 1916 im Polnischen Opatow (Apt auf Jiddisch) geborenen Mayer Kirshenblatt. Apt ist eine kleinen Ortschaft unweit von Kielce, ein Schtetl, das Kirshenblatt 1934 Richtung Kanada verliess.
Wie viele Immigranten liess Kirshenblatt seine Vergangenheit hinter sich, jedoch schloss nie gaenzlich mit ihr ab. Seiner Tochter Barbara ist es zu verdanken, dass Kirshenblatt seine Kindheitserinnerungen zu Papier brachte, jedoch nicht in Form von Worten, sondern in naiven Bildern, die nicht nur in New York, sondern auch in Polen zu sehen sind. Nach einer Ausstellung in Kirshenblatts Geburtsort finden sich momentan Teile seines Werkes in Krakau, und fuer naechstes Jahre ist eine Ausstellung in Amsterdam geplant.
Fuer alle diejenigen, die keine Moeglichkeit haben, in Polen oder Holland zu sein, empfehle ich die Website des Jewish Museums, die eine wunderbar interaktive Version der Ausstellung online, die Ihr hier ausprobieren koennt. Dort findet Ihr nicht nur die Bilder, sondern auch Teile der Interviews, die Barbara mit ihrem Vater durchfuehrte. Von den vielen Interviews und Bildern gibt es auch einen Katalog, ueber den Ihr mehr hier lernen koennt.
Kirshenblatt fing erst als ueber Siebzigjaehriger an, zu malen. Mittlerweile ist er ueber 90, denkt jedoch nicht ans aufhoeren.

Und Barbara, die Ihr hier auf einem Foto mit ihrem Vater sehen koennt, hat auch immer neue Ideen. Die allerneuste: Die Ausstellung in die virtuelle Welt zu bringen. Am Sonntag wird Mayer July in der Tachles Gallery in Second Life zu sehen sein (Informationen hierzu findet Ihr hier). Falls Ihr Zeit habt, dann schaut doch vorbei. Es lohnt sich bestimmt.

Wednesday, September 9, 2009

Madonna in Tel Aviv


Man hat viel ueber Madonnas Konzert in Bukarest gelesen. Dort sprach sie sich gegen Diskriminierung von Roma aus und wurde ausgebuht.
In Israel wurde die begeisterte Kabbalistin, die sogar vom Forward auf die Liste der einflussreichsten Juden Amerikas gesetzt wurde, was immer das genau ist), begeistert empfangen. Man kann darueber streiten, ob sie nun wirklich juedisch ist oder nicht, da sie ja nie zum Judentum konvertierte, jedoch dem Kabbalazentrum angehoert, das ihr, wie sie selbst sagt, Antworten auf alle Fragen geliefert hat (sucht das Video selbst auf YouTube, ich muss jetzt arbeiten gehen).

Tuesday, September 8, 2009

100 Jahre Synagoge Sofia


Dieses Jahr ist das Jahr der Jubilaeen. Nein, nicht nur Woodstock und der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, es gibt auch noch andere Jubilaeen zu feiern.
In Bulgarien wird heute der 100. Geburtstag der Synagoge von Sofia gefeiert. Auch wenn man Bulgarien vielleicht nicht unbedingt auf seiner Liste von juedischen Kulturerbe hat, so beherbergt das Land nicht nur eine der beeindruckendsten Synagogen Europas, sondern auch, und das wissen nur wenige, eine der sympatischsten juedischen Gemeinden der Diaspora.
Als ich letztes Jahr in Bulgarien war, konnte ich mir von der Gastfreundschaft ein eigenes Bild machen.
Die Hauptstadt Sofia selbst ist eher enttaeuschend. Um ehrlich zu sein wirkt Sofia ueberhaupt nicht wie eine Hauptstadt, sondern eher provinziell, was nichts mit der Groesse der Stadt zu tun hat, sondern mit dem Aufbau. Und im Unterschied zu anderen europaeischen Hauptstaedten gibt es hier nicht allzu viel historisches zu sehen.
Von einer juedischen Perspektive ist das ganz anders. Die kleine, juedische Gemeinde ist sehr aktiv, und die Synagoge ein Meisterwerk, das inspiriert vom goldenen Zeitalter in Sefarad ist. Die spanisch-orientalische Referenz findet sich natuerlich auch an anderen Synagogen, wie etwa der in Budapest, doch in Sofia hat dies eine besondere Bedeutung, da die Gemeinde sefardisch ist, und da dort, was ich erstaunt feststellte, Ladino auch heute noch lebendig ist.

Bulgarien hat, das wissen nur wenige, eine besondere Geschichte, wenn es um den Holocaust geht. Hier wurde naemlich nahezu die gesammte juedische Bevoelkerung gerettet, und das, obwohl das Land mit dem Nazi kollaborierte. Doch die Geschichte ist kompliziert, da fast alle makedonischen Juden anstelle der bulgarischen ihren gewaltsamen Tod fanden.
Doch davon wird heute wohl nicht gesprochen werden. Heute, da feiert man den 100. Geburtstag dieser neu renovierten Synagoge, die ein Symbol fuer die Wiederaufbau der juedischen Gemeinde nach Jahren des Kommunismus ist.
Meine Freundin Ruth Ellen Gruber schrieb in der heutigen JTA Ausgabe etwas ueber Sofia und auch die Synagoge von Budapest, die 150 wird. Massel Tov, kann man da nur sagen.

Wednesday, September 2, 2009

Being Human


Ich muss eingestehen, dass mich viele Fernsehserien einfach langweilen. Vor allem die amerikanischen sind viel zu voraussehbar. Natuerlich gibt es wenige Ausnahmen. Da war die langsam erzehlte Serie "The Wire", die sich wie ein vielschichtiger Roman entfaltete, und da ist natuerlich meine Lieblingsserie "Lost", die voller Geheimnisse ist und daher fesselt. Doch da "The Wire" nun nicht mehr laeuft und "Lost" sich in der Sendepause befindet (naechstes Jahr kommt die letzte Staffel), muss man sich was neues suchen.
Auf BBC America fand ich jetzt etwas, fuer das ich mich seltsamerweise begeistern kann. Es ist die Geschichte einer ungewoehnlichen WG in Bristol, England. Ungewoehnlich, da alle drei nicht ganz "normal" sind. Mitchell ist ein Vampir, George ein Werwolf und Annie ein Geist. Und alle drei wollen eigentlich nur ein ganz normales, menschliches Leben in der englischen Provinz fuehren.
Wie sich rausstellt, ist George auch noch juedisch. Beispiel eines Dialogs:

Mitchell - George, what is it always with you? I sometimes don't know if it is your Werewolf guilt or your Jewish guilt.
George - That's basically the same.

Schade nur, dass nach sechs Episoden ist erste Staffel bereits abgelaufen ist. Zum Ende der Staffel wurde es alles ein bisschen zu chaotisch, aber ich will hier nicht zu viel verraten. Seht einfach selbst. Zur offiziellen Website geht's hier.